Staatliches Realgymnasium (Josef-Kainar-Gymnasium)

ArchitektBedřich Bendelmayer

Výstavba1922–1925

AdresaDr. Edvard Beneš Str./ Dr. Edvarda Beneše 586/7

In der Politik der frühen Tschechoslowakei spielte das tschechische Schulwesen eine zentrale Rolle, besonders in den Gebieten mit Bewohnern unterschiedlicher Nationalitäten. Es stellte ein wichtiges Instrument zur Bildung des nationalen Bewusstseins dar. Die Republik nutzte den Ausbau des Schulnetzwerkes bei ihrer Propaganda. Die Gründung des staatlichen Gymnasiums in Hultschin erfolgte durch einen Erlass des Ministeriums für Schulwesen und Nationalaufklärung am 6. August 1920 (also nur ein halbes Jahr nach dem Anschluss des seit dem 18. Jahrhundert preußischen bzw. später deutschen Gebiets an die Tschechoslowakei) und sollte das Interesse des Staates für diese Grenzregion beweisen. Übrigens hat man während der preußischen Ära gar nicht an die Gründung einer Mittelschule im Hultschiner Ländchen gedacht und so mussten talentierte Kinder Gymnasien in Ratibor/ Racibórz oder Leobschütz/ Głubczyce, manchmal auch im österreichischen Troppau besuchen.

Der erste vorläufige Sitz der neuen Schule war das ehemalige Waisenhaus Charlottenstift, aber schon bald wurden Verhandlungen über einen Neubau eröffnet. Die Wahl fiel auf einen Bauplatz in der Bahnhofstraße, die sich nach den Vorstellungen der Städtebauer in den folgenden Jahren in eine moderne mit Gebäuden der Staatsämter und Wohnhäusern gesäumte Straße verwandeln sollte. Mit dem Entwurf des Gymnasiums beauftragte das Ministerium den Prager Architekten Bedřich Bendelmayer (1872–1932), einen Lieblingsarchitekten dieser Zeit, der die ganzen zwanziger Jahre hindurch an solchen Staatsaufträgen arbeitete. Das Projekt war schon im August 1921 ausgearbeitet und in den Jahren 1922–1925 wurde das Gymnasium gebaut. Die feierliche Bauabnahme fand jedoch erst am 17. Februar 1927 statt. Die Gesamtkosten für den Bau betrugen etwa 3 660 000 Kronen.

 Über dem Eingangsportal wurde das Staatswappen, ein Werk der Prager Mosaikkünstlerin Marie Viktorie Foersterová (1867–1952), angebracht. Es wurde jedoch schon im Oktober 1938 wieder entfernt. Heute ist es im Museum des Hultschiner Ländchens ausgestellt. Die ursprüngliche Form der Fassade wurde während der schonungslosen Renovierungen im Jahre 1976 vernichtet. Der heutige Name des Gymnasiums soll daran erinnern, dass in den Jahren 1935–1938 der tschechische Dichter Josef Kainar das Gymnasium besucht hat.

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